Das Mönchengladbacher Startup-Ökosystem bekommt Zuwachs: In die zwei neuen Gründer-WGs in Rheydt ziehen insgesamt drei Startups ein, bestehend aus einem zweiköpfigen Team sowie zwei Einzelbewerbern. Und die könnten in Summe kaum internationaler sein oder eine noch größere inhaltliche Bandbreite abdecken. Denn beim Pitch vor der siebenköpfigen Jury setzten sich am Mittwochabend SwarmTech Industries aus Kleve (Yusuf Ismail, ein südafrikanischer Studierender von der Hochschule Rhein-Waal), Teils_mit_X aus Kopenhagen (Kristina Mituzaite und Viktor Yotov) sowie El Visar aus Essen (in Person von Elviria Sakiri) durch. Die prämierten Geschäftsideen reichen von Drohnen-Schwärmen über eine „Online-Bibliothek der ungenutzten Dinge“ bis hin zu einer intelligenten Handtasche. „Ich habe mich über die spannenden Geschäftsideen der Gründerinnen und Gründer gefreut und unterstütze gerne die Gründerszene in Mönchengladbach“, sagte Thomas Jarzombek, Bundestagsabgeordneter und Start-up-Beauftragter des Bundeswirtschafts-ministeriums (BMWi), der mit in der Jury vertreten war.

Insgesamt hatten sich knapp zehn Startups auf das „Startup.Starterkit.MG“ beworben, das Wirtschaftsförderung (WFMG), Entwicklungsgesellschaft (EWMG) und der Digitalisierungs- und Gründerverein nextMG e.V. gemeinsam mit den Partnern Gladbacher Hockey- und Tennisclub e.V. (GHTC), Stadtsparkasse Mönchengladbach, NEW AG sowie Stadtbibliothek Mönchengladbach im Januar nach 2019 bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben hatten. Darunter befanden sich weitere internationale Bewerber, aber auch einige Lokalmatadoren aus Düsseldorf und Mönchengladbach. Die aussichtsreichsten fünf hatten es in das abschließende, digitale Pitch-Event geschafft, bei dem es darum ging, die Jury mit einer sechsminütigen Präsentation und im Rahmen weiterer sechs Minuten für Nach- und Rückfragen von der eigenen Geschäftsidee zu überzeugen. Neben den späteren Gewinnern waren dies ein Gladbacher Textil-Startup sowie die Fitness-Applikation eines Studierenden der Hochschule Rhein-Waal aus Sri Lanka.

oben v.l. Kristina Mituzaite, Elviria Sakiri  |  unten v.l. Yusuf Ismail, Viktor Yotov

„Wir freuen uns sehr auf die Neuzugänge für unser lokales Gründer-Ökosystem – und ganz besonders darüber, dass sozusagen die nie formulierte Frauenquote praktischerweise und zufällig gleich miterfüllt wurde“, sagte Sebastian Leppert, Vorsitzender von nextMG. Der Verein wird, koordiniert über das zuständige Vorstandsmitglied Thorsten Unger, in den kommenden zwölf Monaten die Coaching- und Mentoring-Rolle für die Startups übernehmen. „Die Startups bringen sehr gute Ideen mit, wir werden ihnen aber sicherlich als nextMG auch noch einiges an wertvollem Input mit an die Hand geben können, um die Ideen zu schärfen, zu validieren und in Richtung Marktreife zu entwickeln“, sagt Unger, der auch das Pitch-Event moderiert hatte. „Mit dem Starterkit haben wir, aufbauend auf einer ersten Idee von nextMG, alle gemeinsam ein erfolgreiches Produkt am Markt platziert, das Seinesgleichen sucht und selbst in Corona-Zeiten für großes Interesse und Aufsehen sorgt“, sagt Rafael Lendzion, stellvertretend für WFMG, EWMG und nextMG. Für Uljana Engel vom Digihub Düsseldorf/Rheinland – die WFMG ist einer der Gesellschafter – steht das Projekt auch für gelebte regionale Zusammenarbeit: „Wir arbeiten in der Region im Bereich der Startup-Förderung nicht gegen-, sondern erfolgreich miteinander, um das Ökosystem nachhaltig zu stärken.“ Der Digihub hatte die Vermarktung des Starterkits, ebenso wie beispielsweise NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und sein Ministerium, die bundesweite Gründerplattform, der Bundesverband Deutsche Startups, Borussia Mönchengladbach, die Stadt Mönchengladbach samt Oberbürgermeister Felix Heinrichs sowie die Hochschule Niederrhein, maßgeblich mit unterstützt.

Yusuf Ismail überzeugte mit seiner Idee die Jury, der neben Jarzombek, Unger, Engel und Lendzion auch Michael Bahrke (nextMG) und Jan Schnettler (WFMG) sowie das Startup EEDEN angehörten, welches das erste „Startup.Starterkit.MG“ gewonnen hatte. Die Geschäftsidee des 29-jährigen Südafrikaners, der am Campus Kleve Bionik studiert und bereits in Großbritannien und den USA studiert und gearbeitet hat: Schwarmintelligenz auf Drohnenroboter zu übertragen, um damit über Thermalsensoren etwa den Zustand kritischer Infrastruktur aus der Luft zu überwachen oder auch vorausschauende Wartung für Industrieanlagen zu ermöglichen. Mönchengladbach kennt Ismail bereits ein wenig – seit 2020 arbeitet er in der Blauschmiede beim Startup 3D InnovaTech an einem Forschungsprojekt und seiner Masterarbeit. Er freue sich darauf, künftig auch in Mönchengladbach zu leben: „Mir ist dort besonders die lebendige und kreative Atmosphäre aufgefallen.“

Auch Kristina Mituzaite ist die Region nicht unbekannt – hat sie doch neben der IT-Universität Kopenhagen auch an der Fontys studiert, am Math.-Nat.-Gymnasium Abitur gemacht, auch lebt ihre Mutter in der Vitusstadt. Sie und ihr bulgarischer Geschäftspartner Yotov planen eine Online-Peer-to-Peer-Bibliothek für jedermann, um aktuell ungenutzte Gegenstände für kleines Geld zum Beispiel innerhalb der Nachbarschaft oder einer Community wie einer Studierendenschaft zu leihen oder zu verleihen. „Die Möglichkeit auf ein ,Startup-Starterkit‘“ in Mönchengladbach scheint wie eine Gelegenheit, die es nur einmal im Leben gibt, um sich dem Gründungsvorhaben zu widmen“, sagt sie. Elvira Sakiri schließlich, die mit ihrer Idee bereits das NRW-Gründerstipendium erworben hat und damit den hohen Innovationsgrad ihrer Idee schriftlich verbrieft hat, wird für das Starterkit zwar nicht ebenfalls aus Dänemark, aber immerhin von Essen nach Mönchengladbach ziehen. „Der Support, den man hier vom ersten Kontakt an genießt, hat mich überwältigt“, sagt die junge Gründerin. Sie will eine intelligente und nachhaltige Handtasche aus natürlichen Materialien realisieren, inklusive Ortungsfunktion, Diebstahlschutz und weiteren technischen Funktionen.

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden in den kommenden Wochen ihre WGs in Rheydt beziehen und danach regelmäßig über ihre Fortschritte berichten – in Form von Blogbeiträgen, aber auch bei Events von nextMG und WFMG wie Meetups oder Gründerwoche.

Zum Startup.Starterkit.MG

Ein Jahr mietkostenfrei in einer Gründer-WG mit brandneuer Küche wohnen, Gratis-Arbeitsplätze und Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt bekommen, Marketing-, Netzwerk- und Mentoring-Support genießen, im Sportverein mittrainieren und Anschluss finden, Unterstützung in Bank-Angelegenheiten erhalten, von vergünstigter E-Mobilität profitieren und mehr: Dieses attraktive Paket erhalten die Gewinner des „Startup.Starterkit.MG“ für die Dauer von zwölf Monaten. Der Hintergedanke: die ohnehin bereits quirlige örtliche Gründerszene um zusätzliche „High Potentials“ anzureichern. Als ein Standort etwas abseits der großen NRW-Gründer-Hotspots wie Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet hat die Stadt am linken Niederrhein zuletzt mehrere erfolgreiche Anstrengungen unternommen, um sich nachhaltig auf der Startup-Landkarte zu positionieren, etwa mit regional abgestimmten Formaten wie der „Gründerwoche Niederrhein“ – und bekam in der Folge u.a. im „Städtetest 2019“ von IW Consult, Wirtschaftswoche und ImmobilienScout24 deutschlandweit den ersten Platz in der Kategorie Gründungsintensität bescheinigt. Ende 2019 war auch die erste Runde des „Startup.Starterkit.MG“ ausgerufen worden und erzielte ein bundesweites Echo. Gewonnen hatte seinerzeit das Team EEDEN aus Hamburg und Mönchengladbach, das an einem chemisch basierten textilen Recyclingverfahren arbeitet und seitdem nennenswerte Fortschritte erzielt hat. Der Support für das Startup wurde Corona-bedingt bereits bis auf Weiteres verlängert. Nun wird das Programm skaliert – mit zwei zusätzlichen Wohnungen im Stadtteil Mönchengladbach-Rheydt, die das hiesige Küchenvermietungs-Startup Renovido mit neuen Designküchen ausgerüstet hat. Angesprochen von der Ausschreibung waren Startups, die sich in der Gründungsphase befinden und planen, mit ihrem innovativen und vorzugsweise digitalen Produkt oder Service innerhalb von zwölf Monaten im Markt zu starten. Erklärtes Ziel ist es, die Startups während des Jahrs der Förderung so sehr vom Standort zu überzeugen und mit dem Mittelstand und anderen Akteuren zu vernetzen, dass sie ihr Unternehmen dauerhaft dort ansiedeln.

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